Frank van Düren - Willkommen in meiner Welt
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Ein Hilferuf

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Hallo mein Freund!
Es tut mir ehrlich Leid daß ich mich so lange nicht bei dir gemeldet habe, aber in der letzten Zeit hat sich bei mir einiges getan und ich weiß bis heute nicht wie ich damit umgehen soll. Ich weiß daß Du der einzige bist der versteht was in mir vorgeht, also wende ich mich vertrauensvoll an dich. Aber laß mich erstmal erzählen was in letzter Zeit so bei mir passiert ist.
Du erinnerst dich wie sehr der Verlust meiner großen Liebe mir zugesetzt hat? Natürlich tust Du das, Du warst ja die meiste Zeit bei mir, hast mir gut zugeredet und meinen Schmerz gelindert. In den Zeiten meiner tiefsten Depressionen hast Du mich nicht im Stich gelassen. Bis heute weiß ich nicht wie ich dir jemals dafür danken soll, wenn ich jemals für dich da sein kann laß es mich bitte wissen. Als ich das schlimmste verwunden hatte bin ich wie Du weißt auf Reisen gegangen, die Briefe hast Du ja bekommen wie ich deinen Antworten entnehmen kann. Ich habe begonnen das Leben wieder zu geniessen, bin von Hof zu Hof gereist und habe mich dem Wein und den Weibern hingegeben, ganz so wie Du es mir geraten hast. Im Grunde habe ich keine Gelegenheit ausgelassen jeden noch so kurzen Moment der Glückseligkeit zu geniessen, und es war eine schöne Zeit. Ic habe es ehrlich genossen, das kannst Du mir glauben!
Aber die ganze Zeit habe ich gespürt daß dies nicht auf Dauer mein Leben sein kann, daß ich tief in meinem Inneren etwas vermißt habe. Was genau es ist läßt sich nur schwer erklären, aber ich werde versuchen es zu beschreiben. Das was mir fehlt ist diese Vertrautheit, diese Nähe zwischen zwei Menschen wie sie nur die Liebe möglich macht, dieses Gefühl der Geborgenheit... Was ich endlich wieder brauche ist das Wissen für jemanden etwas ganz besonderes zu sein... Ich weiß, was Du jetzt einwenden würdest, daß ich für dich etwas ganz besonderes bin, und für alle unsere Freunde. Das seid ihr auch für mich, und Du mein Bester natürlich erst recht, aber ich denke Du weißt schon was ich meine. Um es anders auszudrücken: Es ist schön in den Armen einer schönen Frau aufzuwachen, aber es ist einfach nur dann wirklich wundervoll wenn es die eine Besondere ist, diejenige die man am liebsten nie wieder loslassen möchte.
Und damit wäre ich wieder beim Thema, bei dem was mir passiert ist.
Ich bin also durch die Lande gereist und eines Tages dann auch in Schwanburg gelandet. Der Herzog von Schwanburg ist ein edler und guter Mann, und als ich bei ihm vorgesprochen hab hat er mir sofort ein Zimmer in seinem Schloß angeboten und mich zum Ball eingeladen. Du weißt wie sehr ich Bälle liebe, das Tanzen, die Frauen... Es ist einfach schön, also habe ich die Einladung natürlich angenommen.
Der Ball war gleich am Abend meiner Ankunft, also habe ich mich natürlich sofort entsprechend eingekleidet und bin hingegangen. Ich hatte nicht einmal die Zeit mich nach einer passenden Begleitung umzuschauen, aber vielleicht war auch gerade das mein Glück. Oder mein Unglück, ich weiß es nicht genau...
Jedenfalls bin ich dann alleine zu dem Ball gegangen, und habe das getan was man so halt macht in einer fremdem Umgebung. Ich hab mich ein wenig mit dem jungen Adel von Schwanburg unterhalten, der Herzog hat mich einigen recht interessanten Leuten vorgestellt, und nachdem er erwähnt hatte daß ich ein Dichter sei mußte ich natürlich einige meiner Gedichte und Geschichten zum Besten geben. Die Resonanz war äußerst positiv. So nahm der Abend seinen Lauf, ich habe wie üblich ein wenig getrunken und ein wenig mit der einen oder anderen Frau angebändelt, das übliche halt.
Aber irgendwie wollte ich nicht so in die rechte Stimmung kommen, ich merkte daß ich es langsam Leid wurde immer wieder die gleichen Geschichten zu erleben, daß mir das langsam alles zuviel wurde. Nachdem ich also den üblichen gesellschaftlichen Ablauf hinter mir hatte zog ich es dieses Mal vor mich an einen leeren Tisch am Rande des Saals zu setzen, die Leute zu beobachten und über mein Leben zu sinnieren. Nicht wie früher, mit Traurigkeit, sondern einfach mit dem Wunsch nach Erfüllung, ich habe halt nach dem Sinn hinter dem ganzen gesucht.
Und genau in dem Moment als ich fast resignierte und mir einen neuen Wein einschenkte passierte es. Wie aus dem nichts stand sie vor mir, ein Mädchen gleich einem Engel, doch schöner und anmutiger.
Sie stand einfach vor mir, sah mich mit ihren wunderschönen Augen an, ihr langes, lockiges Haar umspielte ihr elfenhaftes Gesicht, sie lächelte so zauberhaft daß ich mich in einem Traum wähnte. Ich konnte den Blick nicht von ihr wenden als ich aufstand und mich ihr vorsichtig näherte. Eine zeitlang standen wir da, schauten uns tief in die Augen und der Moment kam mir vor wie eine Ewigkeit im Himmel. Dann trat sie auf mich zu und küßte mich, ganz sanft, ganz vorsichtig... Mir kommen heute noich die Tränen wenn ich an diesen Kuß denke, so gefühlvoll und zärtlich, daß ich fast dahingeschmolzen bin.
Es war einer der schönsten Momente meines Lebens, das kannst Du mir glauben. Wir haben den gesamten restlichen Abend miteinander verbracht, haben uns unterhalten, geküßt und miteinander gekuschelt, bis sie dann meinte daß sie nach Hause müsse. Also habe ich sie noch bis zu ihrem Haus begleitet und wir haben uns für ein neues Treffen verabredet, in diesem Moment war ich der glücklichste Mensch auf der Welt und bin später so zufrieden eingeschlafen wie schon lange nicht mehr.
Jetzt fragst Du dich sicher wo das Problem liegt. Laß es mich dir erklären, in der Hoffnung daß Du es nachvollziehen kannst. Wir haben uns also wie gesagt danach noch weitere Male getroffen, nur um festzustellen daß wir beide noch nicht bereit sind einen Bund einzugehen, und es vielleicht auch nie sein werden. Die Gefühle sind stark, aber ich kann sie nicht deuten, ich weiß einfach nicht mehr ob es nun Liebe ist oder Freundschaft die ich empfinde. Du kannst sicher verstehen daß ich gerade was Liebe angeht nach meiner Vergangenheit äußerst vorsichtig geworden bin, ich fürchte noch einmal so enttäuscht zu werden, so verletzt wie es mir bereits passierte. Ein weiteres Mal würde ich das nicht durchstehen, dessen bin ich mir bewußt. Ich weiß nicht was sie empfindet, aber ich spüre eine ähnliche Zwerrissenheit, oder bilde ich sie mir vielleicht nur ein? Zur Zeit weiß ich einfach nicht mehr was ich empfinden soll, ob ich Gefühle zulassen kann, und wenn ich es denn tue wie weit ich gehen darf.
Ich habe große Angst einen Fehler zu begehen, jedoch kann ichnicht sagen was denn nun der größere Fehler wäre. Mich in sie zu verlieben? Mich damit wieder verwundbar zu machen? Oder ist es falsch meine Gefühle zu unterdrücken und damit vielleicht genau das Glück zu verpassen was ich mir so sehnlich wünsche? Nur eines weiß ich absolut sicher, und das ist daß ich nicht den Fehler machen möchte sie zu verlieren, denn wenn ein Mensch mir in so kurzer Zeit so sehr ans Herz gewachsen ist dann muß es etwas ganz besonderes sein, eine Freundschaft oder mehr, aber auf jeden Fall etwas was ich mir nicht kaputt machen möchte.
Und so sitze ich hier, ratlos, innerlich zerrissen, nicht mal mehr in der Lage meine eigenen Gefühle zu erkennen und meine Gedanken zu ordnen. Daher frage ich dich, mein Freund, was soll ich tun? Ich weiß daß Du mir immer nur das richtige geraten hast, was rätst Du mir jetzt? Ich warte sehnlichst auf deine Antwort.
In tiefer Verbundenheit,
Dein Freund

Veröffentlicht: 2003

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