Frank van Düren - Willkommen in meiner Welt
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Liebeszauber

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Der Mond schien fahl durch die Baumwipfel, als Cyrik aufwachte. Irgendwo aus der Ferne hatte er ein Geräusch gehört, oder war es nur ein Teil eines Traums gewesen? Vorsichtig richtete er sich auf und lauschte, aber außer dem Rascheln der Blätter im lauen Herbstwind hörte er nichts. Wahrscheinlich war es tatsächlich nur Einbildung gewesen. Er schaute sich um, doch seine schlaftrunkenen Augen konnten nichts erkennen außer den dunklen Schatten der Bäume die ihn umgaben. Was hatte ergeträumt? Er konnte sich nicht erinnern. Cyrik zog die Decke enger um sich, diese Nacht war kälter als die letzten. Es war einige Zeit her seit er von zuhause fortgegangen war, seit er seine Elena mit diesem Bauerntölpel namens Marik erwischt hatte. Er war rasend vor Wut gewesen, hatte den Bastard mit einem einzigen Schlag seines Handbeils niedergetreckt und war geflohen. Noch immer hörte er die panischen Schreie Elenas in seinem Kopf, wie sie kreischte und ihn mit ihren angsterfüllten Augen ansah. Vielleicht war es das was ihn geweckt hatte, ein Alptraum...
Würden sie ihn suchen? Bestimmt, denn auf Totschlag stand Tod durch Enthauptung, wahrscheinlich würde die Dorfgarde die ganze Gegend um sein Heimatdorf nach ihm absuchen. Aber sie würden ihn nicht finden, er war in den Nimmerwald geflohen, und da wagten sich selbst die hartgesottensten Gardisten nicht hinein. Hier gäbe es Trolle hieß es, und Geister würden hier ihr Unwesen treiben. Und noch viel schlimmere Wesen, deren Namen die Dorfbewohner höchstens föüsternd auszusprechen wagten. Aber er war keinem dieser Wesen begegnet, war ihnen nie begegnet, auch nicht als Kind wenn er sich heimlich in den Nimmerwald geschlichen hatte um sich vor der Arbeit am Hofe seines Vaters zu drücken. Der Wald war friedlich.
Cyrik griff nach seinem Beil und hielt es fest in seiner rechten. Der Mondschein reflektierte leicht auf dem kalten Stahl während er seine Waffe in der Hand wog. Ohne dieses Ding hätte er vielleicht nie fliehen müssen, aber ohne es hätte er auch nie überlebt, hätte er nie Beute fangen können um sich dann vom rohen Fleisch erlegter Kleintiere zu ernähren. Mittlerweile wußte er nicht mal mehr welcher Schmerz überwog, der daß er hier draußen in der Einsamkeit war, irgendwo in den tiefen des Waldes wo ihm die Kälte und der Hunger fast den Verstand raubte, oder der Schmerz daß seine große Liebe ihn derart betrogen hatte. In seiner blinden Flucht hatte er nichts mitnehmen können außer dem Beil in seiner Hand und der alten Pferdedecke die an der Wand des Stalls gehangen hatte. Zum Glück war er noch so geistesgegenwärtig gewesen danach zu greifen, ansonsten wäre er sicher bereits erfroren...
Da war es wieder! Ein hoher, schmerzerfüllter Schrei, diesmal ganz in der Nähe. Ohne zu zögern sprang er auf, klammerte sich mit beiden Händen an sein Beil. Zwischen den Bäumen schien etwas zu leuchten, ein Feuer vielleicht. Angst stieg in ihm auf, aber auch der Drang zu wissen wer oder was da so geschrien hatte. Vorsichtig begann er sich seinen Weg durch das geäst zu bahnen, in Richtung des Scheins.
Als er sich der Lichtung näherte bot sich Cyrik ein schrecklicher Anblick. Im Schein eines lodernden Lagerfeuers konnte er drei gräßliche Gestalten erkennen, drei abscheuliche Wesen. Sie erinnerten annähernd an aufrecht gehende Wölfe, waren über und über mit zerzaustem Fell bedeckt, ihre Schnauzen waren verformt und aus ihren Händen ragten Klauen so lang wie ein Fleischermesser. Zwei von ihnen schienen etwas von dem Fleisch zu fressen was sie über dem Feuer an einem Spieß rösteten, während die dritte Gestalt aufmerksam den Wald um sich herum beobachtete. Es schien aber nicht zu sehen, er hatte sich gerade noch im Schatten eines großen alten Baumes verstecken können als die Kreatur ihren Blick in seine Richtung gewand hatte. Als Cyrik das Fleisch über dem Feier betrachtete wurde ihm schlecht. Was er zunächst für einen Hirsch oder ähnliches gehalten hatte war der Körper eines Menschen, von der Hitze des Feuers gebraten und kaum noch als das zu erkennen was es ursprünglich einmal gewesen war. Die Gliedmaßen fehlten bereits, und der Kopf hing in einem unnatürlichen Winkel nach unten. Ein wahrhaft grausamer Anblick. Dann erst sah Cyrik daß hinter dem Feuer noch etwas war, da bewegte sich was. Durch die Flammen hindurch konnte er den Körper eines weiteren Menschen erkennen, es war eine Frau. Sie schien noch zu leben, lag aber wie von unsagbaren Schmerzen zusammengekrümmt am Boden. Ihr schlanker Körper war nur noch von Stoffetzen bedeckt und aus der Ferne konnte er gerade noch erkennen daß der Stoff und ihre Haut von verkrustetem Blut bedeckt war. Ob es ihr eigenes Blut war vermochte er nicht wahrzunehmen.
Wo er grad noch panische angst verspürt hatte stieg jetzt eine unglaubliche Wut in ihm auf, er konnte nicht zulassen daß diese Monster der Frau das gleiche antaten was sie ihrem Begleiter angetan hatten. Aber was konnte er tun? Ein Frontalangriff wäre der reine Selbstmord, diese Kreaturen waren kräftig und klauenbewehrt, vielleicht konnte er eines von ihnen überraschen und erschlagen bevor es merkte wie ihm geschah, aber dann würden die anderen beiden ihn sicher ohne Probleme zerfleischen.
Plötzlich hörte er diese leise, ängstliche Stimme. "Hilfe... Hilf mir...". Erschrocken schaiute er sich um aber da war niemand. Dann erkannte er daß die Frau ihren Kopf gehoben hatte und in in seine Richting zu blicken schien. Unter ihren langen, blutverklebten Haaren konnte er dennoch ihre unendliche Schönheit erblicken. "Bitte..." Die Stimme war in seinem Kopf. Und während er sich noch fragte wie das sein konnte durchströmte ihn etwas, eine Art Kraft oder Energie unbekannter Größe. Das Beil in seiner Hand fing an zu glühen, seine Muskeln schienen sich zu verhärten. Ohne zu zögern schritt er auf die Lichtung, das glühende Beil in seiner Rechten . Die beiden fressenden Kreaturen sprangen auf als er unbeirrt auf die Gestalt zuging die ihm am nächsten gesessen hatte. Das Monster das anscheinend Wache gehalten hatte stieß ein lautes heulen aus, bevor es blitzschnell auf ihn zusprang, doch er duckte sich nur und spaltete dem Wolfsmenschen mit einem einzigen Hieb den Schädel. Der tote Körper fiel mit einem dumpfen Knall leblos zu Boden. Einen Moment lang herrschte absolute Stille, dann stürzten sich die anderen beiden Kreaturen kreischend auf ihn. Cyril sprang gerade rechtzeitig noch zur Seite, aber eine Klaue erwischte ihn am Arm und er stieß ein dumpfes ächzen aus. Blitzschnell drehte er sich wieder zu seinen Angreifern um, duckte sich unter einem zuschlagendem Arm hinweg, rammte seinem Feind das Beil in den Oberschenkel und rollte sich zur Seite hin ab, bevor das andere Wesen ihn mit einem Biss seiner hässlichen Fratze erwischen konnte. Den Schmerz in seinem Arm spürte er kaum, stattdessen steigerte sich seine Wut in Hassund er lief drei Schritte um seinem verwundeten Feind in den Rücken zu laufen und zwischen sich und das andere Wesen zu bringen. Mit all seiner Kraft trieb er das Beil in den Rücken des bereits verwundeten Wolfswesens, welches ächzend und zuckend zusammenbrach. Jetzt mußte er nur noch eine dieser Kreaturen erledigen. Das letzte Wesen schlich in einem Sicherhitsabstand um ihn, beide Kämpfer hielten sich dabei fest im Auge. Vorsichtig näherte Cyrik sich dem Feuer. Er wollte nach einem brennenden Scheit greifen, doch das Monster schien das geahnt zu haben, sprang auf ihn zu und riß ihn zu Boden. Durch den Aufprall ließ Cyrik sein Beil fallen und stürzte zu Boden, das massige Ungeheuer lag auf ihm und versuchte nach ihm zu schnappen. Cyrik riß die Arme hoch und rammte dem Monster seine faust ins Gesicht als dieses versuchte nach seinem Hals zu beißen, rammte dem Wesen sein Knie in den Bauch und in einem Ausbruch scheinbar unendlicher Kraft schafft er das Wesen von sich zu rollen direkt in die Flammen des Lagerfeuers. Der Wolfsmensch stieß ein unmenschliches Kreischen aus als sein Fell Feuer fing und die Flammen begannen es zu verzehren. Während Cyrik aufstand zuckte sein Opfer noch in den Flammen, Getsnak von verbranntem Fell machte sich breit, aber das war Cyrik egal. Er hatte es geschafft, er hatte gewonnen. Diese Frau hatte etwas in ihm bewegt und hatte ihm Kraft gegeben. Die Frau... ohne dem zuckenden Leichnam auch noch einen Blick zu würdigen lief er zu der am Boden liegenden, zog sie an sich und hielt sie fest in seinen Armen.

Veröffentlicht: 2003

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